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Der 3. Sommerfeldzug gen Kelriothar

Der 3. Sommerfeldzug gen Kelriothar

[…]

…und so will Ich auch nicht über jenes schweigen, was sich zutrug nachdem wir das Portal durchschritten und einen weiteren Vorstoß ins Land des Feindes begonnen hatten. Wie Ich Euch bereits berichtet habe, nahmen wir unser Lager an der Seite jener brutalen Barbarenstämme ein, mit denen wir uns zum Blutigen Packte zusammengeschlossen hatten. Als mahnendes Licht der Zivilisation stachen wir nun heraus aus dieser wilden Meute: den Bracar Keltoi, Blutkelten deren König das Lager ins Leben gerufen hatten, finsteren Soldaten Azadons, dem Alkohol tief verfallen, blutgieriegen Söldnern des Blutschwadrons, der Wolfsbrut und der Blutadler, archaischen Anbetern eines Affengottes, den Mandra Ka, wilden Blutelfen und halbnackter Wuwus, wie sich die seltsamen mit Schlamm beschmierten Kerle nannten und nicht zuletzt der Rotte, primitive Ungebildete die ihre Abstammung vom Schweine herleiten…

Mein guter Freund, mir ist bewusst, genau wie der Ritter der Jernsberger, des Löwensteiner Barons Mannen und die Blutsäue wollte Ihr nun anmerken, dass es sich nicht ziemt, Seite an Seite mit derlei Pack und menschlicher Verrohtheit ins Feld zu ziehen. Doch muss Ich Euch wiedersprechen. Die wilden Schlächter erwiesen sich als treue Gefährten im Felde und gastfreundliche Verbündete im Lager. Ihr erinnert Euch an meine Berichte der vergangenen Jahre, als wir uns den eisernen angeschlossen hatten, in steter Hoffnung, bei diesen Streitern der Elemente gute Bündnispartner gefunden zu haben, gefolgt von der Erkenntnis, dass nicht jeder der der Kampfeslust sich rühmt diese auch unter Beweis zu stellen vermag und dass nicht jede Führung fähig ist, im Feld die richtigen Befehle zu geben um Sieg und Ruhm den Gerechten zu bescheren. Fürwahr, Ihr erinnert Euch meines Zornes über die Heeresführung, diese Unfähigkeit, …aber Ich sehe, selbst beim Verfassen dieser Zeilen vergesse Ich mich. Der eiserne Heerführer ist gefallen, und in seinem Tode soll er keine Schmähung erfahren, ob doch Ruhm ihm ebenso nicht beschieden sein will. Aber dies ist vergangen. Der Blutige Packt hat bewiesen, dass all jenes was ein Krieger sich wünschen kann auch zur Erfüllung gebracht sein wird, wenn man nur die Nase senkt und Vorurteile wie Standesdünkel eine Weile ablegt.

 

Wir zogen in die Schlacht, als Einheit wie man sie zuvor nicht auf dem Boden Kelriothars gesehen hat. Mit dem heeren Ziel, der Trägerin des Schwertes der Zeit, Siofra war ihr Name und sie gehörte den Bracar an, beizustehen, sie zu unterstützen und der finsteren Krähe ihr düsteres Handwerk ein für alle mal zu legen. Ein jeder tat seinen Teil, und aus der Masse dieser Taten entstand etwas großes, eine Legende des Wagemutes und der Ehre ward geboren, die sich einzureihen vermag neben den alten Liedern über meine Ahnen Udareth und Ulbrich oder gar den Gesängen zu Ehren Haralds des I. Mir wurde es zuteil an der Seite einer Heldin zu kämpfen, die getrost einen Ehrenplatz an der Götter‘ Tafel einfordern darf, …und dies nun auch tut. Sie lebte für die Sache, stritt tapfer und brachte am Ende das größte Opfer welches zu erbringen den Lebenden ansteht.

Doch Ich nehme vorweg was den Höhepunkt dieser Ruhmesgeschichte ausmacht. Denn viel mehr gehörte noch dazu, und auch die kleinsten leisteten ihren Beitrag. Unermüdlich trugen Mannen und Maiden Informationen zusammen die sie verdichteten um daraus Pläne zu schmieden, Tag und Nacht brannten die Feuer und Kerzen in der Kommandantur um einen Weg zu finden, das Ziel zu erreichen. Der Tross wurde nicht müde, für beste Versorgung seinen Teil zu leisten, derweil Heiler, Apotheker und mein Alchimist immerzu damit beschäftigt waren, Tränke und Tinkturen zu brauen um den Verwundungen des Schlachtfeldes Herr bleiben zu können. Und während meine Wissenssammler auszogen, alles in Erfahrung zu bringen was sich zutrug und auch nicht davor zurückschreckten, einzuhalten und dem Volke Aquas in brenzliger Lage zu helfen, so waren es wir Krieger die ins Feld zogen um der Heldin den Weg zu ebnen, auf dass sie an den Feind heran geführt wurde um ihm zu gegebener Zeit den finalen Stoß zu versetzen. Direkt nach unserem Eintritt in die verderbte Welt machten wir uns auf, die Schergen der Herolde, der liederlichen Lairds und der Sharune aufzuspüren und zu vernichten. Blut floss und nicht wenige mussten schwerste Verletzungen und noch höheren Tribut zahlen um die Armeen des Feindes zu schwächen und auch von ihnen den gebührenden Blutzoll einzufordern. Schlacht folgte auf Schlacht, Spiegelpunkte wurden genommen und fielen, doch mit jedem Vorstoß, mit jedem Scharmützel kämpften wir uns näher heran an den Sieg. Mussten wir anfangs noch zusehen, wie sich die Herolde unbeschadet von dannen machten, über die Waffen unserer Helden nur lachend, so sollten wir ihnen als bald beweisen, dass durch unermüdlichen Willen und aufopferungsvoller Hingabe der unsrigen auch ihr Los langsam aber sicher die Vergänglichkeit streifen musste.

 

Obgleich die Welt des Feindes, karg und lebensfeindlich, schwer an unseren Kräften zehrte, schafften wir es, den Mut nicht zu verlieren. Die Barbaren feierten des nächtens ihre Siege, tranken und hurten, die stolzen Recken der Eisernen Faust gaben sich gesitteteren Vergnügungen hin, zechten und würfelten, während es den Kommandanten beschieden ward, noch im Angesicht des Schlafes Taktiken zu erdenken und neue Züge zu planen, dem Feind alles zu nehmen.

Es war am vierten Tage des Feldzuges, als sich das Blatt vollends zu unseren Gunsten wandte. Gestärkt mit der Macht Aeris und ihrer Geschwister war die Heldin begierig zuzuschlagen. Alles war ihr bereitet, nichts durfte schief gehen. Und nichts konnte schief gehen, denn Gewissheit ist was uns von den Zweiflern unterscheidet. Die Maiden des Paktes hatten ein mächtiges Ritual gewirkt wie es selbst im diesseitigen Mythodea noch nicht gesehen worden war. Sie hatten mit Musik und dem vollendetem Einsatz ihrer Körper alle Macht herbeigerufen die nur möglich war, hatten den Kampfgeist der Krieger in neue Sphären gehoben und unter Beweis gestellt, dass der Blutpakt es nicht nur versteht den Feind zu zermalmen, sondern darüber hinaus fähig und willens ist, wirklich alle Mächte in Bewegung zu setzen um dem großen Ziele dienlich zu sein. Fürwahr, es betrübt mich, dass all die Barbaren letzten Endes zu den gewöhnlichen zu zählen sind, so dass es mir nicht beschieden sein sollte, in den anmutigen Reigen jene adäquate Maid zu erkennen, die mir dereinst den Stammhalter gebären wird. Mein alter Freund, Ich sage Euch, dort wäre Euch das Auge über gegangen. Mir jedoch verbietet es das Gesetz, denn so will es die Tradition seit meines Ahnen Urfrieds Tagen, und wer bin Ich, mich über altes Recht hinweg zu setzen?

 

Doch genug der Melancholie, dies ist eine andere Geschichte. Wir waren im Krieg, und voll des Mutes zogen wir nun also aus den Feind zu bezwingen. Wir stellten der Krähe unbarmherzig nach, und an jenem Spiegelpunkt der uns am tiefsten in des Feindes verdorben Land führte, bekamen wir sie zu fassen. Der Plan konnte Gestalt annehmen, und mit wüsten Schmähungen ließen wir die Vergangenheit in den leeren Gedanken von Firin Krähensang aufleben, der daraufhin, verstört und verunsichert, nicht fähig war, seine ganze Kraft gegen uns zu legen. Der folgende Streich war ein magischer Pfeil, mit präziser Genauigkeit auf ihn angelegt. Des Schützen Geist war fähig und willens, des Schützen Kraft hätte gereicht, selbst das unmöglichste Ziel zu treffen. Er traf, und wahrlich, mit jenem Schuss hätte er selbst das Gelege einer Meise aus dem Nest geholt. Firin war verwundet, geschwächt, ….besiegbar. Nun kam der große Moment der Heldin, der Augenblick auf den Sie hingearbeitet hatte, auf den sie sich vorbereitet hatte und von dessen Preis Sie wusste. Aus der Reihe der Getreuen schritt sie nun, die mächtige Waffe dem Feind entgegen gestreckt, das Gesicht eine Maske von Zorn und Zuversicht. Die Klingen trafen aufeinander, unerbittlich und mit aller Kraft geführt. Hieb um Hieb klirrte, Hieb um Hieb trieb kalten Stahl durch Muskel und Knochen, dass die Erde des Schlachtfeldes sich rot färbte, als sei sie das makabre Spiegelbild des Sonnenunterganges, dessen scharlachdüstere Schleier bereits am Himmel vom Tode kündeten. Ein Aufbegehren durchdrang die Menge als durch einen wuchtigen Hieb die Heldin schwer zu Boden geworfen wurde. Doch die Kraft ihres Stammes, die Kraft ihrer Verbündeten des Blutpaktes und die Hoffnung all jener für die Sie einst zum Schwert gegriffen hatte ließen sie sich erneut erheben. Mächtiger als zuvor, eine Armee von Getreuen in ihrem Rücken, wissend nicht versagen zu können zerrte ihr unbesiegbarer Wille den geschundenen Körper noch einmal empor. Das Schwert lag fest in ihrer Hand, und mit ehrfurchtgebietenden Schlägen trieb sie den Kontrahenten vor sich her, bis sie den finalen Hieb führte und das Schwert der Zeit durch jenen Körper trieb, der die Seele unseres mächtigsten Feindes beherbergte. Es war vollbracht, und wie erlöst sanken sich Heldin und Schurke in die Arme. Denn auch seine Klinge hatte getroffen, und als ihr Stahl sein Leben nahm, bohrte sich der seine, getrieben von unstillbarem Hass, tief in der Heldin Herz. Die Schlacht wütete weiter, doch ihre Schlacht war geschlagen.

 

Viel Später schaffte Ich es ins Lager, blutend aus vielen Wunden, doch in der Lage zu gehen. Vor dem Zelt ihres Clans lag Siofra, bedeckt mit den Schilden ihrer Brüder und Schwestern. Und auch wenn es mich zu den meinen zog, begierig zu erfahren wie es ihnen in der Schlacht ergangen war, so blieb Ich dort stehen und verweilte mit der trauernden Menge. Berührt von den Liedern ihrer Leute und dem Anblickt der aufgebarten Heldin musste Ich an so vieles denken. Meine eigenen Ahnen, ob sie mich dereinst so empfangen würden wie heute sicher die Götter die Seele Sio’s empfangen hatten, voller Wohlgefallen und Ehrerbietung, was sie wohl gefühlt hatte im Moment ihres Triumphes, dass eine Heldin wohl weit höher stehen mag als ein Wohlgeborener. So viele Gedanken, doch Worte wollten mir keine einfallen, die Ich ihr zum Geleit hätte sagen können. Ich machte mich auf den Weg, hadernd mit meinem eigenen Schicksal, und als Ich mich aufraffte mein Horn zu befüllen und meine Ehrerbietung doch noch anzutragen, ihr einen Schluck Met mitzugeben, so wie es in Hirschfurten Brauch ist, da war es bereits zu spät, ihr Körper wurde für die Bestattung bereitet. Derweil Ich in der Schlacht jeden Zug durchdenke, so hatte Ich hier zu lange gezögert. Doch was soll es, kannte sie überhaupt all ihre Verbündeten, hätte es mir überhaupt zugestanden? All diese Überlegungen sind hinfällig, denn wir alle haben unsere Aufgabe erfüllt. Und so erfüllte Ich auch das letzte Soll welches mir blieb, und schritt neben dem Hauptmann im Trauerzug der Heldin, kurz hinter dem Körper, der auf den Schultern ihrer engsten Vertrauten durch alle Lager getragen wurde, mit einer Fackel in der Faust einher und gab jener das letzte Geleit, die für uns alle ihr Leben gegeben hatte. Der Zug endete vor den Pfählen des Paktes, wo wir das verbrannten, was wenige Stunden zuvor noch einer wahrlich großen Seele als Heimstatt gedient hatte. In einem mächtigen Feuer verging der Körper Siofras. Der Schein der Flammen war weithin sichtbar, durchschien die Nacht und drang tief in unser aller Herzen. Doch auch der Feind konnte ihn sehen, weit hinter unseren Linien wo er sich feige verbarg. Dort lauerten Igraina, die Sharune und Sharikane, erfüllt von Niedertracht und zerfressen von Gier.

 

Oh ja, Ich bin sicher sie sahen der Flammen Schein und tief in ihren fauligen Seelen spürten sie, dass es jene Flammen sein werden und die Schwerter jener Tapferen die sie entfachten, die dereinst auch ihnen ein Ende bereiten werden. Viel Blut haben wir gegeben, all die Feldzüge, all die Sommer. Dieses soll nicht umsonst geflossen sein. Bei meinen Ahnen, Ich schwöre Euch, sie werden die Hämmer Hirschfurtens spüren, sie werden von der Eisernen Faust zermalmt und sie werden vom Blutigen Pakt in den Staub getreten werden. Wir werden über sie kommen, blutig schlachtend, sie für ihre Taten büßen lassen und Mythodea den Frieden bringen, den es verdient!

 

[…]

1 Kommentar

  1. Ich grüße Euch, Sir Ulrich
    Ich bin weit davon entfernt, euren Brief zu schmähen oder gar Euch. Aber unterschlagt Ihr da nicht etwas? Denn mir ist die Eiserne Faust sehr lebhaft in Erinnerung geblieben, als einige der wenigen Zivilisierten neben uns, den O kosh not Un. Nun steht es einem einfachen Krieger und Abenteurer wie mir, der zudem aus den rauen und wenig zivilisierten Gefilden des Nordens stammt, nicht zu, abschätzig auf Braccar, Rotte oder Blutadler zu blicken oder gar tapfere Rittersleut´ wie Hirschfurtener oder Beringer zu maszregeln. Dennoch muss ich eine Lanze oder besser einen Schild für die O kosh not Un brechen, haben diese mich doch in ihren Reihen aufgenommen, was vielleicht auch an meiner wenig entwickelten Fähigkeit liegt, Briefe wie diesen zu schreiben, liegen mag.
    Jedenfalls seid Ihr nicht die einzigen gewesen, die die Fackel der Zivilisation hochhielten. Die O kosh not Un taten dies ebenfalls. Schließlich reicht die aufgezeichnete Geschichte der Zuflucht, der Heimstätte der O kosh, mehr als tausend Jahre zurück. Gerne könnt Ihr Euch davon in den Archiven der Zuflucht überzeugen. Es war die Pflicht der Grauen Eminenz Taja Afarit und ihren Begleitern, darunter meine Wenigkeit, die O kosh not Un würdevoll zu repräsentieren und dieser Pflicht sind wir doch mehr als genug nachgekommen.
    Abschließend möchte ich nochmals für den Goldbrand aus der Brennerei Martini bedanken, den ich an eurem Feuer trinken durfte. Ich freue mich sehr darauf den Feldzug im kommenden Jahr an eurer Seite zu bestreiten und verbleibe hiermit,
    stets der Eure

    Domhal von Tanas

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