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Die Reise in die Spiegelwelt

Die Reise in die Spiegelwelt

Unsere Reise war beschwerlich und vor allem nass. Ein schwerer Sturm auf der Überfahrt hätte uns beinahe Schiff und Leben gekostet, und auch nach der Ankunft wurde es nicht besser. Das ständige schlechter Wetter drücke auf Gemüt und Kondition, Mückenschwärme taten ihr übriges und nicht zuletzt das Fehlen einiger Recken betrübte uns. Alastor war aufgrund seines zu ungezügelten Lebens gezwungen worden kurz vor unserer Abreise noch geschäftlich in den Süden zu fahren, Caspar bangte um das Wohl seiner alten Mutter und erbat daher im Furtenland zu bleiben. Selbst viel gutes Zureden konnte ihn nicht davon überzeugen, dass wir es schon früh genug zurück schaffen würden damit er noch einmal einen ihrer Jahrestage erleben würde.

Mit mir reisten jedoch viele der fähigsten Streiter Hirschfurtens. Ronja Korhonen, die Anführerin der Ranzleraufklärung, Richard, der sich allerdings kurz zuvor die Sehne seiner Hand verzog und daher nicht im Vollbesitz seiner Kampfkraft war, es aber dennoch fertigbrachte, unser Gespann sicher zur Weltenschmiede zu lenken, Brida, der Ich nicht nur die Aufzeichnung der Völkerkunde sondern auch eine Anlage der auf dem Feldzug vertretenen Adelshäuser auftrug und Brunhilde, wie immer voller Eifer sich in die Schlacht zu stürzen. Dabei waren auch Heinrich, der uns stets mit besten Heiltränken versorgen sollte, Aranie, jene Reisende die mich auf meinem ersten Feldzug gegen die Verfemten begleitet hatte und nun das Hirschbanner ebenso wie Eric trug, den man den Donnerochsen nennt und den im Grün zu sehen Ich mich glücklich schätzen kann, Ulf, der streitbare Bauer aus Hirschburg und zu guter letzt Angar, der mächtige Kämpfer und Schütze, der uns in den letzten Jahren stets ein willkommener Gast gewesen war.

Noch bevor wir uns dem gewaltigen Tross anschlossen, der sich malmend und wuterfüllt auf das Portal zubewegte, trafen wir auf alte Bekannte. Die Beringer unter der Führung von Liam von Freyberg hatten sich angeschlossen obwohl ihnen ein ruhigeres Land in der Freienmark sicher war. Auch auf den Baron der Löwensteiner trafen wir, eine Gruppe von Karawanern, die auf dem Weg unsere alten Verbündeten, die Karaner, getroffen hatten und uns leider Kunde brachten, dass Thalis in diesem Jahr keine Schar der agilen Plänkler hatte auftreiben können. Außerdem trafen wir die Blutsauen die auch später unsere Nachbarn sein sollten und einen jener eisern vereidigten Männer, einen Viertelelfen namens Aryan, der uns ein guter Freund und Alliierter werden sollte. Ein junger Ritter, der Herr zu Eichenstein und der Gelehrte Brandauer nebst Gefolge gesellten sich an unsere Seite, so dass unser Zug zu einem bunten Haufen wurde und bis zum Durchschreiten des Portals sollte die Laune nicht aus unseren Reihen weichen, da immerzu für Kurzweil, Met und bestes Schmausen gesorgt war.

Dann jedoch, das Heer war gesammelt, das Ziel im Auge, schritten wir mit tausenden Rittern, Soldaten und einem beträchtlichen Tross durch jenes Portal hinter dem die Urzweifler, die Unheiligen Geschöpfe der Ratio und ihre Verbündeten auf uns warteten. Man hatte uns Informationen zugetragen, dass Igraina, die Hexenkönigen von Barrenbay mit einer Armee auf uns wartete, dass auch die Verfluchten Kämpfer von Silent Hill und Corpsdale bereits dort waren und nicht zuletzt der Feldherr des schwarzen Eises selbst, umgeben von Hundertschaften seiner aus Essenz geformten Teufel. Obwohl es hieß die Leere sei vernichtet traf Ich höchst selbst in späteren Gefechten auf Firin Krähensang, den Nachfolger Anisha Fays, die früher ihre verdorbenen Sirenen durch die standhaftesten Wälle geführt hatte und bis heute wage Ich es zu bezweifeln, dass nicht auch irgendwo noch infizierte arme Seelen die Pestilenz in sich tragen und eines Tages wieder ihre schwarze Frucht über das Land bringen werden. Das Durchschreiten forderte seine ersten Opfer. Ulf bekam der Eintritt in die neue Welt so schlecht, dass er zunächst mit den Heilern im Tross weiterreisen musste während wir an der Seite anderer Eiserner in der Spitze unseres Speeres schritten. Die Welt auf die wir trafen war feindlich gegenüber jedwedem Leben. Alles schien falsch zu sein, dass Gras war von einem seltsamen Grün, die Erde morastig, als ob eine Trennung des Elementes zum Wasser nicht wirklich stattgefunden hätte, dem Himmel folgte eine seltsame Leere, so als wäre es nicht die einst von den Göttern geschaffene Kuppel sondern nur eine kleine Blase die uns umgab, umfangen von schwarzem Nichts voller Schrecken und ungeahnter Mächte. Nein, Ich konnte es keinem verdenken der hier die Beherrschung verlor und begann an seinem Verstand zu zweifeln, doch wollte Ich mich nicht dieser Schwäche hingeben, und auch meine Begleiter blieben standhaft. Wir mussten mit dem auskommen, was uns das Opfer des Avatars von Terra ermöglicht hatte. Nicht viel, aber immerhin mehr als nur ein Schatten unserer Welt. Zehn Wegstunden nachdem wir das Reich des Feindes betreten hatten richteten wir ein Feldlager ein und sammelten uns mit den Eisernen bei den Tivar Kvirasil , die sich anschickten, wenn auch recht vergeblich, Ordnung in den Moloch zu bringen, der ein Heer sein sollte. Bereits auf der Reise hatten wir beschlossen, dass es Liam, der Anführer der Beringer sein sollte, der unseren Zug, die Ehernen, ordnen und kommandieren würde. Ich bin Ritter, mehr Soldat als Feldherr, und somit stet mir diese Aufgabe nicht zu, doch treu sollte Ich, und jeder der das Hirschbanner trug tat es mir gleich, an seiner Seite stehen. Für den gesamten Feldzug waren wir eine Einheit, und mögen die Götter mir beistehen, waren wir auch nur wenige, so standen wir zusammen, anders als manch großer Haufen, die Gefolgsleute der Archonten, Nyamen, großer Fürsten und kleiner Häuser. Wir zogen gemeinsam aus und wir waren es die in die Reihen Kampfesmut brachten wo Zögern und Zaudern sich festsetzen wollten. Treue Vasallen der heiligen Flamme Ignis, die im fernen Mythodea für das Eingreifen unserer Götter, der alten Götter des Krieges und der Gerechtigkeit steht. Diesen eisernen Glauben in unseren Herzen bildeten wir den Eisernen Bund, einen Bund jener Streiter, die für die Gerechte Sache eine ganze Welt verbrennen werden! Beringer, Soliten, Hirschfurten, Streiter und Maiden die den Feind kennen, die Schlacht lieben und den Tod nicht fürchten.

Noch bevor es ins Feld ging griff die absonderliche Natur dieser Welt um sich und führte erste Schläge gegen die unseren. Die Soliten, ohnehin durch ein Missgeschick dezimiert, hatten Probleme ihre Kompetenzen in bekannter Weise zu entfalten. Mag es die Ferne zur wahren Sonne gewesen sein, ihrer geliebten Solana, oder auch nur die Nähe zu den Getränken die ihnen in so vielen Zelten des Trosses angeboten wurden, so war es an Fabo sich viel zu oft in zwielichtigen Kreisen umzutreiben und an Andreus, oft und lange im Zelt zu verweilen, benommen von den Einflüssen sonnenloser Zeiten. Auch die Anführer der großen Heeresviertel scheinen nicht bei rechten Sinnen, versuchte doch niemand wirklich, aus dem zusammengewürfelten Haufen eine funktionierende Armee zu machen. Der alte Ritter vom Tann, mein Rittervater, der noch ältere Barach Stahleck, der die Rekruten der Hirschburg zu disziplinierten Soldaten ausbildet, sie würden sich in Verachtung von jenen Würdenträgern abwenden, könnten sie doch ebenso wenig Einfluss auf deren Fehl geltend machen wie Ich selbst. Nun, aber um auch die guten Aspekte zu würdigen, wir konnten uns nicht beklagen auf der unteren Ebene der Hierarchie nicht genügend fähige Leute zu haben. Und das wörtlich, denn kurz sei hier Muriel erwähnt, eine stämmige Zwergin aus dem fernen Aventuria, die es mit kleiner Geste vermochte jeden Bengel zur Raison zu bringen. Ihr tönendes „Bursche“ stand in seiner großen Wirkung ganz im Wiederspruch zu ihrer Person und mag manchem jungen Recken durch Mark und Bein gegangen sein, wenn sie ihn damit zurechtwies. Und auch Joren, ein Glücksritter der sich den Soliten angeschlossen hatte sollte beachtliche Dienste leisten, als Späher, Bote und Informant war er für die Ehernen wertvoller als manch stolzer Löwe, dem Gelage und Wettspiel wichtiger zu sein schienen als der eigentliche Grund unseres Kriegszuges.

Bei ersten Erkundungen in die fremdartige Umgebung stießen wir auf von Kristallen umgebene Orte, Splitter Terras wie man sie später nannte. Hier war es uns möglich, mit Hilfe der Magier und Mystiker die Macht der sakralen Elemente zu manifestieren und damit unsere eigene Position zu stärken. Goldene Kugeln banden diese Orte, verhexte Artefakte, die jedoch, entfernte man sie, den Ort für unsere Absichten eröffneten. Noch am selben Abend trafen die ersten von uns auf den Feind. Keine große Armee, auch nur Spähkommandos die unseren Vorstoß mit Argwöhnen betrachteten und ihren Herren alsbald Meldung erstatten sollten. Man bekämpfte sie, doch brachte dies nicht viel ein. Ich und die meinen hielten uns zurück und sahen zu, zunächst den Feind kennen zu lernen, die Welt zu verstehen und uns dahingehend zu wappnen bevor wir eingreifen wollten. Ronja, Brida und Aranie taten sich alsbald damit hervor, Informationen über die seltsamen Orte zu sammeln, Berichte auszuwerten und damit einen Hort des Wissens zu bilden, von dem nicht nur wir, sondern viele Besucher unseres Lagers profitieren sollten. Sie waren es auch, die den Beflisseneren dabei halfen, den ersten entdeckten Splitter dem Element Terra zu weihen, den zweiten der Hitze Ignis und den dritten Aqua, auf dass die Heilung der ersten Verwundeten besser von statten gehen konnte. Doch auch der Feind ruhte nicht. Was uns stärkte war den Verfemten zuwieder, und um uns zu schwächen brachten die kommenden Tage Kämpfe mit sich, Schlachten und kleine Scharmützel, immer mit dem Ziel die Splitter zu erobern und zurück zu erobern. Ein blutiges Hin und Her das dem Heer schmerzhafte Verluste einbrachte, den Feind aber kaum tangierte. Denn alsbald mussten wir feststellen, dass die Schmiedefeuer nur loderten wenn das Element stark war, dass Pfeile die Panzer des Feindes nicht durchdrangen und unsere Speisen uns nicht richtig zu sättigen vermochten. Dazu kam die Schwäche des verbindenden Elementes, die es unmöglich machte koordiniert vorzugehen. Die Tivar gaben sich ihrem blinden Enthusiasmus hin, vergaßen darüber aber jede logische Taktik und Vernunft. Der Archon der Dornen, Karl Weber, der sich im letzten Feldzug hervorgetan hatte war oft von Sinnen und bereitete seinen Getreuen Sorge, der Norden schottete sich aus kindlicher Furcht vor allem ab und wurde man auf dem Feld verwundet, so waren, die Götter stehen mir bei, oft fremdartige Wesen die sich der Versorgung annahmen, Absurditäten und unmenschliches. Ein bemerkenswerter Tiefpunkt war eine Schlacht nahe des Ignis geweihten Grundes. Die Ehernen standen als geordnete Reihe neben dem Westen, doch als der Feind anrückte brachen die Kämpfer des Siegels auf ganzer Linie ein und uns blieb nicht als der taktische Rückzug. Diese Schlacht sollte eine Wende im bis zu diesem Punkt recht glücklichen Lauf des Feldzuges bedeuten. Denn nachdem man uns über das Feld getrieben hatte, Ich selbst wurde zwischenzeitlich vom Schmerz den der Anblick der verdorbenen Edalphibrut auslöste ohnmächtig, erschienen die Herren dieser düsteren und lebensverneinenden Welt. Die Herolde der Ratio, einer furchteinflößender und mächtiger als der andere. Gewaltige Wesen denen keine Waffe etwas anhaben konnte, die dafür aber umso verheerender ihre blutige Ernte unter den Elementtreuen einfuhren. Arrogant und herablassend hießen sie das Heer unreife grüne Kinder, die es nicht Wert seien überhaupt einen Anspruch gegen sie vorzubringen. Wäre es mir möglich gewesen in jenen Situationen am rechten Ort zu sein, beim Herr der Schlachten, Ich hätte diesen Kreaturen ihren Platz schon zugewiesen! Doch der Erhalt wenigstens eines Restes der Ordnung und der Schutz Verwundeter geboten es mir nicht. Andere, denen es an dieser Disziplin mangelte erlebten was es hieß gegen die Herren der Spiegelwelt anzutreten. Die Tivar verloren zwei Streiter, einen trug Ich mit einigen Verbündeten selbst in ihr Lager, und auch andere Truppen wurden Dezimiert. Mit was hatten wir uns hier eingelassen? Am Tag darauf kam es zur Entscheidung. Mit großem Aufgebot marschierte der Feind in seiner Gesamtheit nicht etwa gegen das Heer, sondern gegen die Splitter, die wir bis dahin hatten halten können. Untote, das Schwarze Eis, Truppen der Ratio die in ihrer fremden Sprache Befehle riefen und nicht zuletzt der mächtige Xerikan, einer jener Golemartigen denen schon soviele Siedler zum Opfer gefallen waren. Die Ehernen um den Herrn von Freyberg hatten Stellung auf der Wiese bezogen, doch um uns herum war niemand. Kleine Banden, Glücksritter und Abenteurer. Wo blieben die Truppen der Hohen Herren, wo die Söldnerhaufen der Freienmark? Lediglich die blinden Eiferer stürzten sich vor. Sie beschworen uns mit ihnen zu gehen. Doch wo sollte dies enden, eine kleine Reihe, keine Flanke und eine erdrückende Übermacht. Eine jener Töchter der Tugend erdreistete sich gar, mich einen Feigling zu schimpfen dem sie erst noch die rechte Taktik zu erklären hätte. Pah! Welcher Tugend sie auch immer dienen mag, es ist keine des Verstandes. Wäre dort nicht ein übermächtiger Feind aufmarschiert, Ich hätte sie übers Knie gelegt und ihr Taktik und Verstand eingebläut. Nach elendem Warten ließen sich die großen Verbände dazu herab im Feld zu erscheinen. Zu spät. Der Feind hatte sich bereits daran gemacht die Splitter vollkommen zu vernichten. Die Herolde und der Golem streckten jeden nieder der sich ihnen in den Weg stellte und auch wenn es kurzzeitig den Eindruck machte als würden wir die Schlacht gewinnen, so war es nur der Rückzug eines Feindes der sein Werk getan hatte. Ein einziger Kristall stand an diesem Abend, zu Ehren von Ignis an jener Stätte, doch ohne Wert nunmehr. Viele waren verletzt. Ronja hatte einen schweren Kopftreffer erlitten, Ulf mehrere gebrochene Rippen und auch Ich selbst trugt in meiner Schulter einen Pfeil zu den Heilern. Wir hatten überlebt, doch was hatten wir damit erreicht. Viel Wissen über den Feind, und Ich bin sicher in den Berichten meiner wissbegierigen Maiden wird einiges stehen was uns im kommenden Feldzug von großem Wert sein wird, doch wäre mir eine echter Sieg das liebste gewesen. Zehn Stunden nach der letzten Schlacht machten wir uns auf den Heimweg, verlustig der Splitter und damit ohne etwas anderes als Wissen mit in die Welt zu nehmen.

Doch wir werden zurückkehren. Der Eiserne Bund ist stärker denn je, geschmiedet in der Hitze des Gefechtes, verziert mit den Insignien der Freundschaft und gehärtet durch kalten Verstand. Der Wahlspruch meiner Ahnherren lautet „Der Furten Herz und Stolz zum Sieg!“, denn Stolz sind wir in unserem Herzen, wir nehmen die Niederlage des Vergangenen Feldzuges in uns auf und lernen, und wenn wir zurückkehren wollen wir nur eines und werden es uns nehmen, den Sieg! Denn wir werden zurückkehren und den Krieg in die Spiegelwelt tragen, wir werden dem alles verzehrenden Feuer Ignis den Weg eben, die Leichen der verdorbenen Brut bis zum Himmel stapeln und am Ende eine ganze Welt vernichten!

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