Über die Völker dieser Welt

Seit jeher sind Orks die Feinde der Hirschfurtener. Immer wieder werden unschuldige Bauern, welche unter dem Schutze des Herrn von Hirschfurten stehen, von Ork-Horden überfallen, beraubt und gemordet. Einige Orks sogar wagten es, des Herrn Truppen anzugreifen. Nicht verwunderlich ist es also, dass der Hass, die Abscheu und auch die Angst vor Orks, tief in der Hirschfurtener Kultur verankert sind. So wird gerne ein Urahn des Herrn Ulrich von Hirschfurten zitiert: „Hütet Euch vor Feuer, Eis, starkem Wind und den Tieren die da Orken sind“. Orks bilden auch die Basis für viele Beleidigungen, so etwa „stinken wie ein Ork“, „Orkdumm“ und „wie ein Ork im Ballsaal“. Ebenso geprägt sind Kinderspiele wie „wer hat Angst vorm grünen Tier?“ und „Orkschlagen“.

Man stelle sich nun das Entsetzen von uns tapferen hirschfurtener Recken vor, als wir das erste Mal das Lande Mythodea bereisten und dort feststellen mussten, dass Orks nicht nur unbehelligt sondern sogar respektiert wurden! Hätten wir nach hirschfurtener Brauch und Recht die Waffen gegen die Orks erhoben, so hätte man UNS den Prozess gemacht! So sehen wir uns gezwungen, Jahr für Jahr die bedrohliche Nähe der Orken tatenlos zu ertragen; steht die Notwendigkeit gegen die Antielemente in den Krieg zu ziehen und Beziehungen zu Herrschern anderer Reiche zu pflegen doch über unserem Groll gegen die Grünhäute.

Allerdings ließen wir den alten Feind freilich nicht aus den Augen um bei dem kleinsten Anschein eines Angriffes gewappnet zu sein. So kamen wir nicht umhin festzustellen, dass einige Ork-Horden tatsächlich gemeinsam mit Menschen, Elfen und Zwergen gegen die Antielemente stritten. Ein naheliegender Schluss wäre, dass sich die Orken darüber bewusst sind, den Kampf gegen die Antielemente nicht alleine bestreiten zu können und die anderen Rassen als Mittel zum Zwecke brauchen. Jedoch – ist ihnen genügend Intelligenz zu solch einem komplexen Gedanken zuzutrauen? Ist Ihnen überhaupt die Intelligenz zuzutrauen zu erkennen, dass die Antielemente das Weltgefüge wie wir es kennen, bedrohen und daher primärer Feind sind? Reflektiert man nun die Erkenntnisse welche uns über jene Orks vorliegen, welche immer wieder Hirschfurten heimsuchen, so lautet die Antwort ganz klar „Nein!“. Diese Orks sind lediglich in der Lage die Notwendigkeit von „Fressen“ und „Weibchen“ zu erkennen und sind ansonsten lediglich an sinnlosem Mord und Totschlag interessiert.

Nun ist es aber Tatsache dass einige Orks dieses merkwürdige Verhalten an den Tag legen. Diese Erkenntnis wurde während unseres letzten (unfreiwilligen) Kriegszuges in Melekahrt untermauert. Nicht nur sahen wir uns erneut gezwungen Seite an Seite mit Grünhäuten zu streiten – nein – sie erdachten einen Hinterhalt und töteten so den letzten Necromanten! Ganz absonderlich gebahr sich ein Ork der da mit Elfen reiste und diese offenbar beschützte –  so begab es sich, dass er eine der Elfen zu einem Heiler trug als sie verwundet wurde.

Was ist nun absonderlicher? Das Verhalten der Orks oder jenes dieser Elfen? Wie kann es sein, dass Orks und Elfen sich gegenseitig Vertrauen, ja gar Freundschaft entgegenbringen? Die uns bekannten Elfen verabscheuen Orks ebenso wie wir. War hier Magie im Spiel, stand eben jener Ork vielleicht unter dem Bann eines Elfen? Aber warum? Als Strafe, etwa damit er von seinem Volke verschmäht wird? Ich halte dies für fraglich, denn eine Elfensippe würde sich damit doch selber bestrafen, denn sie muss den Gestank des Orks ja ertragen. Allerdings muss sie diesen ja auch im Falle der Freundschaft ertragen…

Gibt es gute Orks? Gibt es böse Elfen? Und welche Gesinnung haben überhaupt all die anderen Kreaturen denen wir auf unseren Reisen begegnet sind? All diese Fragen verlangen nach Antworten damit die tapferen Hirschfurtener Recken jetzt und in Zukunft wissen, wie sie mit anderen Völkern umzugehen haben.

Aus diesem Grunde hat der Herr, Sir Ulrich von Hirschfurten, mir, Brida Steinau, die ehrenvolle Aufgabe übertragen mich diesen Fragen anzunehmen. Von nun an werde ich während unserer Reisen und Feldzüge, unter Einsatz meines Lebens, die Völker dieser Welt erforschen!

 

Brida Steinau

Völkerkundlerin zu Hirschfurten