Pages Menu
Categories Menu

Gepostet by

Die Geschichte von Grit und Udareth

Die Geschichte von Grit und Udareth

oder

Warum man sagt, in den Gewässern von Hirschfurten fließe Met

 

Es war im Sommer des Jahres des Ebers als jenseits des großen Flusses die Ostmenschen zum zweiten Mal mit einer großen Armee aufmarschierten um gegen das Furtenland zu ziehen und ins fruchtbare Kernland einzudringen. Mit ihnen waren Orks und Oger, Trolle und Wolfsreiter gekommen, und Unterstützung fanden sie auch bei den Ranzlern, jenen absonderlichen Sumpfbewohnern aus dem Süden. Viele tausend Köpfe zählte ihre Streitmacht und ihr Anführer war Ijadwech, der sich dritter Großkhan von Jur Arach nannte.

 

Dieser Übermacht entgegen standen König Harald II, der eilig seine Haustruppe von einhundert Kriegern zum großen Fluss geführt hatte und Udareth, der junge Dorfvorsteher von Brunsbach mit einem Dutzend wackerer Männer. Mit Leder und Stahl gerüstet sicherten man nun die drei großen Furten gegen ein Herüberdrängen der Feinde. Einige Wochen hielten die Tapferen schon stand, vereitelten jeden Versuch der Ostlinge über die Furten zu gelangen und sicherten so die Grenze. Die Verluste waren gering, denn die Orken, Oger und Trolle scheuten das Wasser und waren nur widerwillig dazu anzutreiben, ihren Weg durch die kühlenden Fluten zu beschreiten. Doch die Kämpfe zermürbten die Männer und die Hitze des Sommers tat ihr übriges, das Tragen der schweren Panzer zu erschweren. Im Westen sammelte der Adel seine Truppen, und jeden Tag hofften die Verteidiger am Fluss auf ein Eintreffen des Entsatzes. Doch ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.

 

Auch der Feind sehnte sich nach einer baldigen Entscheidung. Jedoch waren die Furten zu eng um auf breiter Front vorzustürmen und der Fluss zu breit, als dass ausreichend Kämpfer schnell genug das andere Ufer erreichen konnten um die Verteidiger zu bezwingen. So ersann Ijadwech eine List, und sicher waren es die Ranzler, die ihn auf die Idee gebracht hatten. Er schickte seine besten Wolfsreiter in den Norden, in die Braunen Berge, dort sollten sie einen Weg über den noch jungen Fluss finden und heimlich in das Furtenland eindringen, wo es ihr Auftrag war Bäche, Brunnen, Teiche und den großen Fluss selbst zu vergiften. Denn ohne Wasser so wusste der Khan, konnten die Truppen keine zwei Tage durchhalten und der Übergang wäre frei.

 

Nun sind die Braunen Berge nicht ein par Hügel, sondern ein unwirtliches und lebensfeindliches Gebirge. Ihren Namen tragen sie wegen der vielen Lawinen die ganzjährig die Hänge herunter poltern und meist nur trostlose, erdbraune Geröllhalden hinterlassen. In der Tat wurden wohl einige Wolfsreiter Opfer dieser boshaften Natur. Doch von einem wird berichtet, dass er es wirklich schaffte einen Weg zu finden. Seinen Namen erfuhr nie ein Mensch westlich des Flusses, doch war er es der den Auftrag seines Herrn ausführte und jeden Bach, jeden Teich und jeden Brunnen den er fand mit garstiger Säure verunreinigte.

 

Eben in diesen Tagen machte sich die junge Grit auf den Weg, Honig aus den Bienenstöcken um Brunsbach zu sammeln. Denn Brunsbach war schon damals bekannt dafür, den besten Honig des Landes herzustellen, vor allem aber den mit Abstand leckersten und bekömmlichsten Met daraus zu keltern. Grit, die um die Belagerung der Furten wusste, war guten Mutes, dass ihr Freund aus Kindertagen, Udareth, zusammen mit dem König lange genug standhalten würde bis der Entsatz aus dem Westen einträfe. Nur eine Tagesreise war es von Brunsbach aus bis zu dem Kampfgebiet, doch bekam man in den nördlichen Wäldern nichts von alledem mit. Als sie so durch einen Tann schritt, auf dem Weg zu einem der Bienenvölker die den süffigen dunklen Honig herstellen, da kam sie an einem Bach vorbei und ließ sich nieder um einen Schluck zur Erfrischung zu nehmen. Gerade als sie die Hände ins Wasser steckte bemerkte sie einen Fisch der mit aufgequollenem Bauch tot an ihr vorüber schwamm. Sie sah sich um und gewahr mehr von seiner Sorte und weil es ihr nicht geheuer vorkam suchte sie die nahe Quelle und entdeckte dort eine kleine Flasche, die, obwohl ausgespült vom Wasser, noch eine silbrige Flüssigkeit enthielt. Als sie daran roch wurde ihr übel und die Gewissheit kam in ihr auf, dass dies das Werk des Feindes sein musste. Eilig lief sie daraufhin zurück ins Dorf. Die schlimmsten Visionen kamen in ihr auf. Angst dass die Krieger an den Furten das schlechte Wasser getrunken hatten und nun krank daniederlagen, überrannt wurden von dem grausamen Feind und abgeschlachtet wie Vieh. Sie kannte die Männer des Königs nicht, wohl aber das Dutzend aus Brunsbach und jeder von diesen wäre ihr ein großer Verlust gewesen. Zurück im Dorf rief sie die Frauen zu sich und berichtete von ihrem schrecklichen Fund. Doch niemand wollte ihr so recht glauben, denn es galt als unmöglich, über die Braunen Berge ins Land einzudringen. Einige wandten sich direkt ab, andere versuchten zu beschwichtigen und manche wiesen sie gar zurecht, nicht solch eine Unruhe zu verbreiten, es gebe sicher eine harmlose Erklärung für den vergifteten Bach.

Keines der alten Weiber wollte ihr helfen oder wenigstens nachsehen ob auch die Quelle des Dorfes verunreinigt worden war, nichts. Doch Grit wollte nicht abwarten bis es die anderen Frauen am nächsten Morgen beim Wasserholen erkannten, dann war es womöglich schon zu spät für Udareth und die anderen.

 

Als es dämmerte schlich sie sich in die große Scheune des Gasthauses und spannte die Pferde an den Wagen. Jeder Wasserschlauch den sie fand landete darauf, doch war es viel zu wenig. Nicht einmal genug um das Dutzend aus dem Dorf auch nur einen Tag zu versorgen. Das Dünnbier war ebenso aufgebraucht, da die Männer sich vor der Abreise noch einmal ordentlich betrunken hatten und auch Milch fand sie keine mehr, denn am Tag hatten die anderen Frauen gebuttert und nichts übrig gelassen. Verzweiflung wollte sie schon übermannen, als ihr die rettende Idee kam. Im Keller der Taverne standen viele Fässer des guten Metes. Es war der Vorrat für das Julfest und durfte unter dem Jahr nicht angetastet werden, denn man wollte sicher gehen im Winter genug zu haben um der Göttern Wohlgefallen zu erringen. Bis tief in die Nacht hievte sie Fass um Fass auf den Wagen und als er voll war ließ sie sich erschöpft auf dem Kutschbock nieder und trieb die Pferde durch das Tor hindurch, welches fast aus den Angeln fiel, über den Dorfplatz gen Süden. Hinter ihr schimpften die aufgeschreckten Frauen und drohten ihr, dass es ihr schlecht ergehen sollte, käme sie je zurück. Grit jedoch, voller Sorge um die Streiter ließ sich nicht beirren und trieb die Tiere erbarmungslos an.

 

Als die Sonne aufging sah sie die Furten im Tal. Die gute Hundertschaft hatte sich aufgeteilt um jede der drei seichten Stellen verteidigen zu können. Doch was sie auch sah, je näher sie kam, war der Unmut und die Verzweiflung in den Gesichtern der Männer. Viele schienen schwach, schon durch die spärliche Morgensonne ausgedörrt. Manche hatten sich nicht einmal von ihren Lagern aufraffen können. Ja, offenbar war der Truppe das Wasser ausgegangen. Da wusste Grit, dass sie keine Stunde zu früh angekommen war. Die letzten Schritt trieb sie die Pferde voran um genau an des Königs Furt, an der auch Udareth stand, zu halten. Eilig grüßte sie den Herrscher und reichte Met an die Mannen. Das goldene Nass wurde schnell verteilt und die Gesichter der Männer hellten sich mit jedem Schluck auf. Die Stimmung verbesserte sich schlagartig und allgemein wurde den Göttern und der mutigen Grit für ihren Einsatz gedankt. Dann jedoch wurde es still, der durch die Furt kam ein einziger Mann geritten. Ein groß gewachsener, schwer gerüsteter Krieger. Die Männer hatten in den letzten Wochen einige Feinde erschlagen, doch dieser strahlte eine Macht aus, die sie erzittern ließ als er sein Visier öffnete und sprach:

Ich bin Ijadwech der Mächtige, dritter Khan von Jur Arach und Kriegsfürst von tausenden Kriegern, Orks und Kreaturen der Dunkelheit. Ihr seid am Ende, denn Ich bin es der Euch das Wasser nahm, der Eure Leben nehmen wird und die Eurer Frauen, Kinder und Alten. In Euren Flüssen wird von nun an Blut fließen, und wo man einst die Hirsche röhren hörte wird man nun die Schreie Eurer Weiber vernehmen. Dieses Land ist nun unser, denn Ihr könnt es nicht länger verteidigen.

 

Doch wo eben noch Verzweiflung in den Blicken der Männer gewesen war, da war nun Grimm und breit zogen sich ihre Münder in Erwartung der finalen Schlacht. Doch noch bevor der König antworten konnte trat Udareth vor, mit zornig glühenden Augen und berauscht vom goldenen Wein des Furtenlandes. Unter dem Jubel der Männer in seinem Rücken schritt er durch die Fluten auf den Kriegsfürsten zu und sprach:

 

Die Frauen die du töten willst besitzen mehr Mut als jeder deiner Krieger, Orks oder sonstigen Handlanger, dies ist nicht zuletzt heute bewiesen. Golden ist das Blut unseres Landes, und kein Gift vermag es zu trüben und ihm den Glanz zu rauben. Unsere Kinder werden deinen Namen schmähen und unsere Alten werden sich dieses Tages auf immer besinnen, denn nur ein Schrei soll vernommen sein wo sonst die Hirsche röhren. Deiner!

 

Mit diesen Worten und einem kurzen Blick zu Grit lief er so schnell es die Fluten zuließen los und mit einem mächtigen Schwung schlug er die Klinge mitten zwischen die Vorderläufe des Pferdes vor ihm. Wütend schrie der Kriegsfürst als das Tier unter ihm zusammenbrach, und Angst überlagerte seine Stimme als sich das Wasser mit seiner erstickenden Kraft um ihn legte und mit dem ganzen Gewicht seines schweren Stahls in sich aufnahm. Das letzte was man vom dritten Großkhan eines unbekannten Reiches sah war der Blutrote Umhang, der gelöst von seinem Träger rasch mit der Strömung davon trieb. Ein Eindeutiges Signal für die Feinde stromabwärts. Denn jene die an des Königs Furt gelauert hatten verloren nun all ihren Mut und begannen gar in Panik sich zurückzuziehen. Der junge Krieger schrie ihnen nach, forderte sie alle heraus, doch wollte keiner verbleiben. Der Kampf war zu ende. Ebenso der Krieg.

 

Unter Jubel stieg der Recke aus dem Wasser und auch dieses Mal war es nicht am König das erste Wort zu ergreifen, denn schon war Grit heran und umarmte den Helden der Hirschfurten. Dann reichte sie ihm einen Kelch voller Met und Harald II sprach:

 

Wahrhaft, zu deinem Wort hast du gestanden, den Krieg hast du beendet und mein Land mir gerettet. Doch all dies wäre nicht passiert wenn du Grit nicht gekommen wärst um uns neuen Mut und neue Kraft in Form dieses vorzüglichen Getränks zu bringen. Ihr sollt Euch wünschen was ihr nur wollt, und wenn es in meiner Macht steht werde Ich es Euch erfüllen!

 

Da sprach Udareth mit schwerer Zunge,

 

Wohl an mein König, kein Met, gekeltert in Brunsbach und dem Furtenland, soll mehr mit Steuer belegt sein, solange dein Haus uns den König bestellt.

 

Und das Lachen der Krieger schallte durch das ganze Tal. War dies doch nicht was man von solcher Situation erwartete. Der König aber nickte und Grit sprach nun:

 

So wünsche Ich mein König, dass du diesen eifrigen Geschäftsmann und mich noch heute vor all den Versammelten und den Göttern zu meinem Mann erklärst.

 

Und wieder nickte der König und die Menge brach in lauten Jubel aus. Die restlichen Fässer wurden abgeladen und Feuer angefacht. Denn es galt zu feiern. Den Sieg und die Vermählung jener beiden die ihn herbeigeführt hatten. Drei Tage sang und trank man. Tanzte und trank. As und trank. Und als Am Abend des dritten Tages der Entsatz aus dem Westen anrückte, da fanden die Truppen der Edlen fast hundert Männer und eine Frau an des Königs Furt versammelt, doch weit und breit keinen Feind. Ungläubig und voller Erstaunen sahen sie sich um und wussten nicht aus nicht ein bis der König, den Bart triefend von Met, denn er hatte soeben ein ganzes Fass angesetzt, ihre Irre beendete und mit diesen Worten soll die Geschichte auch zum Ende kommen.

 

Ihr kommt zu spät, der Krieg ist um. Zwei Helden haben uns dieses Land gerettet. Denn als die Not am größten war, da Floß das goldene Blut der Hirschfurten durch unsere Kehlen und gab uns neue Kraft. Herab vom Pferd sage Ich, denn noch ist etwas übrig vom Saft des Landes. Trinkt und merkt Euch die Geschichte von Grit und Udareth, die, so will Ich es hiermit erlassen,  fortan die Ritterwürde über Hirschfurten erhalten mögen!

 

 

Ja. Damit endet die Geschichte von Grit und Udareth. Seit diesen Tagen sagt man Met fließe in den Gewässern der Hirschfurten. Der Steuererlass wirkt bis heute und Harald II ging in die Geschichte ein als Harald II Honigbart, denn was die Edlen sahen als sie ihn nach drei Tagen des Feierns antrafen, das sprach sich schneller herum im Land als die Nachricht des Sieges selbst.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.